Am 11. Juli 2024 traf sich das neu formierte KarboEx2-Projektteam zum gemeinsamen Kick-Off Meeting bei der DMT in Essen. Alle Projektbeteiligten konnten sich kennen lernen, Informationen zu den jeweiligen Institutionen austauschen und über die geplanten Aktivitäten des ersten Halbjahres diskutieren. Themen, die von mehreren Gruppen bearbeitet werden, wurden adressiert und Kommunikationsformen abgesprochen.
Der Steinkohlenbergbau ist in Deutschland weitestgehend Geschichte und hinterlässt uns einen wertvollen Schatz an Erkenntnissen über den Untergrund Nordrhein-Westfalens. Etwa 1300 Bohrungen wurden während der Steinkohlenexploration abgeteuft und ungefähr 1600 km 2D- sowie 29 größere 3D-Flächen seismisch vermessen. Diese archivierten geologischen und geophysikalischen Untergrunddaten müssen für die Zukunft gesammelt, aufbereitet und in Form moderner Untergrundmodelle gesichert werden. Die Verwendung dieser Erkenntnisse aus dem Untergrund ist ein maßgeblicher und kosteneffizienter Faktor für die erfolgreiche Wärmewende durch das Hochfahren der Tiefengeothermie in NRW. Da sich die Daten aus dem Steinkohlenbergbau vor allem auf den östlichen Teil NRWs und das Ruhrgebiet beziehen, sollen im Rahmen von KarboEx-2 in das Untergrundmodell auch Daten aus der Steinsalzexploration zur Einbeziehung der Niederrhein-Region herangezogen werden. In der ersten Phase des Projektes wird sich die DMT GmbH & Co. KG vor allem mit der Sichtung und Sicherung der vorhandenen Explorationsdaten befassen. Die Recherche erfolgt unter anderem in den Archiven der RAG, RWE, K+S, dem Geologischen Dienst NRW und dem BGR. Die vorhandenen, teilweise noch analogen Altdaten werden in SEG-Formate konvertiert und auf modernen Speichermedien gesichert. Außerdem sollen zugehörige Berichte und Feldprotokolle digitalisiert werden. Neben den seismischen Daten werden auch die Abschlussberichte der Tiefbohrungen gesichtet und deren Primärdaten (Logs) digitalisiert und gesichert. Im nächsten Schritt werden die seismischen Daten durch ein modernes Processing digital aufgearbeitet, um die Datenqualität zu steigern und die spätere Interpretation zu vereinfachen. Die Anwendung von seismischen Attributen in vorhandener Reflexionsseismik (3D Seismik) erlaubt eine detaillierte Ableitung von Strukturmerkmalen wie Klüftungen oder auch erste Erkenntnisse über fazielle Parameter wie Porosität, Permeabilität, Wärmegehalt usw. aus dem seismischen Abbild.
Die geomecon GmbH freut sich auf das Forschungsprojekts KarboEx2; die am Projekt beteiligten Mitarbeiter sind Dr. Tobias Meier, Daniel Bücken und Subhashish Dey. Zudem wird zum September/Oktober 2024 ein Doktorand das Projektteam verstärken. Im Laufe von KarboEx2 ist die geomecon an den folgenden Arbeitspaketen beteiligt: - AP 1: Wissenschaftliche Projektkoordination, Verwertungsstrategie - AP 2.2: Auswahl der heranzuziehenden Tiefbohrungen - AP 5.1: Extrapolation der Spannungen in größere Teufen - AP 5.2: vollgekoppelte Simulation - AP 5.3: ingenieurgeologische Kartierung - AP 6.2: Bewirtschaftungsmodell des Reservoirs In den kommenden sechs Monaten liegt der Fokus auf AP 2.2 und AP 5.1, welche zusammen mit AP 5.3 (für Sommer 2025 avisiert) das Fundament für die Hauptarbeitspakete 5.2 und 6.2 legen. Die Kooperation mit den Projektpartnern DMT, RWTH CGRE und dem geologischen Dienst NRW wird dabei großgeschrieben, um mögliche Synergien zu nutzen und eine konsistente Datengrundlage zu schaffen. Weiterhin wird über den gesamten Projektverlauf das AP 1 bearbeitet, insbesondere in Form der Projektwebseite welche auf der geomecon Webseite gehostet wird.
Im Fokus der Projektarbeit steht die Aufarbeitung und Neuinterpretation alter Explorationsdaten der Steinkohle im Hinblick auf die Schaffung einer Datenbasis zur Unterstützung von Geothermieprojekten. Neben den seismischen Daten werden auch markscheiderische Unterlagen betrachtet. Diese umfassen vorrangig Explorationsrisse, welche die Ergebnisse der Exploration zusammentragen und visualisieren. Aufgrund des Fokus der Steinkohleexploration vor dessen Hintergrunde die Risse angefertigt wurden, liegen die Informationen in den Rissen bezogen auf die jeweils dargestellten Flözniveaus vor. Im Vorgängerprojekt KarboEx wurde eine Systematik zur Aufarbeitung der Explorationsrisse im Fokusgebiet Olfen entwickelt. Basierend auf der entwickelten Vorgehensweise werden in KarboEx2 für ein neues Zielgebiet weitere Explorationsrisse der markscheiderischen Unterlagen aufgearbeitet. Aus den Rissen können Informationen über die Lagerstätte im Rahmen von Bergbau- und Explorationstätigkeiten gewonnen werden. Im Zuge der Aufarbeitung markscheiderischer Unterlagen, werden die Risse katalogisiert und die dargestellten, relevanten Informationen analysiert und im Hinblick auf die Geothermie neu interpretiert. Detaildarstellungen zu Flözbereichen aus Explorationsrissen ermöglichen z.B. eine genaue punktuelle Verortung von Flözen und gegebenenfalls vorhandenen Störungen. Dies dient vor allem der Unterstützung und Verifizierung des geologischen Modells. Die aufgearbeiteten Rissinformationen werden zur Unterstützung der Projektziele bereitgestellt und archiviert.