Der Erfolg eines Geothermieprojektes im Oberrheingraben (ORG) wird maßgeblich durch zwei Faktoren bestimmt, zum einen die öffentliche Akzeptanz und zum anderen die wirtschaftliche Erschließung einer entsprechenden Lagerstätte. Für die öffentliche Akzeptanz ist dabei insbesondere die Minimierung der Auftretenswahrscheinlichkeit spürbarer induzierter Seismizität wichtig, während die Wirtschaftlichkeit der Lagerstättenerschließung wesentlich durch die Kosten und die Produktivität der Förder- und Injektionsbohrungen bestimmt wird. In diesem Kontext soll das vorgeschlagene Verbundprojekt AGENS demonstrieren, dass es durch einen multilateralen Aufschluss einer typischen störungsdominierten Lagerstätte im Oberrheingraben möglich ist, einen deutlichen Beitrag sowohl zur Mitigation des seismischen Risikos als auch zur Verbesserung der Reservoirproduktivität und damit zur Überwindung beider Haupthindernisse, Kosten und öffentliche Akzeptanz, zu leisten. Die Arbeiten dieses Teilvorhabens zielen auf die Optimierung der Bohrlochlande-punkte und das bessere Verständnis des geomechanischen Systemverhaltens während des geothermischen Betriebes zur nachhaltigen und sicheren Erschließung des Reservoirs. Aufgrund des neuartigen multilateralen Reservoiraufschlusses werden dazu komplexe numerische thermo-hydro-mechanische Modellierungen durchgeführt, welche die Interaktion der Druck-, Temperatur- und Spannungsänderungen im Reservoir und auf den Störungen abbilden können.
Bei der Wärmeversorgung spielt in Ballungsgebieten Fernwärme eine besondere Rolle. Bedeutend wäre hier die intensivere Nutzung der Tiefengeothermie als Wärmequelle. Geothermie kann im Niedertemperaturbereich bis zu 40% des privaten und industriellen Wärmebedarfs decken. In NRW sind neben Sandsteinen auch Karbonate in Tiefen mit hohen Temperaturen vorhanden. Sie sind jedoch nicht ausreichend exploriert, um örtlich Geothermieprojekte anzustoßen. Eine detaillierte Exploration ist eine kostenintensive Aufgabe und daher auf Flächen wie der Gesamtfläche NRW nicht denkbar. Das vorgeschlagene Projekt basiert auf der Nutzung vorhandener Daten zur Darstellung der Lagerstätten als Voraussetzung für die Steuerung umfänglicherer Explorationsarbeiten. Die vorhandenen Daten wurden vorrangig, durch den inzwischen stillgelegten Steinkohlenbergbau erarbeitet. Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens können geothermische Potentiale in ausgewählten Gebieten NRWs abschätzen, weitere Explorationstätigkeit steuern und so konkrete Projekte ermöglichen. Der Lösungsansatz, diese Ziele mit vertretbarem finanziellem Aufwand zu erreichen, besteht darin, vorab vorhandene Explorationsdaten zu nutzen und sie nach neuesten Methoden der Datenbearbeitung und der geologischen und markscheiderischen Interpretation zu bearbeiten. Diese Daten stehen, nach Schließung des Steinkohlenbergbaus (2018), nur noch eine beschränkte Zeit zur Verfügung und würden ohne Nachbearbeitung in absehbarer Zeit unbrauchbar werden. Die geomecon plant im Rahmen des Forschungsprojektes u.A. eine techno-ökonomische Analyse der Massenkalke des Ruhrkarbon und eine Extrapolation der vorliegenden Spannungsdaten in größere Teufen durchzuführen.